Das folgende Beispiel zeigt, wie eine adäquate Wundbehandlung in Zusammenarbeit mit dem Ärzteteam zum Erfolg führen kann.
Der Erfolg einer Behandlung ist nicht nur auf die Qualität der ärztlichen Betreuung zurückzuführen. Oft machen auch andere Faktoren den Unterschied für den Patienten. Ein Beispiel, welches dies illustriert, ist die Behandlungsgeschichte des Patienten X, 46, der von Wundexpertin Silvia Jucker mit viel Engagement behandelt wird. Durch die umfassende Behandlung, reibungslose Zusammenarbeit mit dem Ärzteteam vom Orthopädie Sonnenhof, Berücksichtigung der privaten Umstände, praktische Unterstützung und persönlichen Einsatz mit teilweise unkonventionellen Ansätzen konnte die komplexe Situation des Patienten verbessert werden.
Der Patient litt unter einem sogenannten Charcotfuss, wo es durch eine Störung der Schmerzwahrnehmung und schlechte Durchblutung zu Knochenbrüchen und Fehlstellungen im Fuss kommen kann. Da der Patient durch die geschädigten Nerven keine Schmerzen empfand, konnte sich eine Wunde infizieren, die sich der Patient beim Gummibootfahren von Thun nach Bern am Fuss zugezogen hatte.
Obwohl die Infektion am Fuss behandelt wurde, hatte sich an der Fusssohle bereits eine Wunde, Druckstellen und harte Haut gebildet, welche das Gehen erschwerten und das Risiko erhöhten, dass das Fussgewölbe einbrechen würde. Der Druck auf die Fusssohle musste mit einer Carbon-Schiene an der Wade entlastet werden. Bald kam es jedoch am anderen Fuss zu einer neuen Wunde. Zudem bildeten sich Ödeme, und die Knochenstabilität und Durchblutung verschlechterten sich.
Die Infektion im Fuss wurde mit Antibiotika behandelt - ein Knochenabstrich zeigte jedoch, dass der Keim bereits resistent war und nicht mehr auf die Behandlung ansprach. Um die Wunde so gut wie möglich zu schliessen, zog Frau Jucker deshalb auch unkonventionellere Behandlungsmethoden in Betracht. Standard-Wundbehandlungsmethoden wie Débridement und Vakuumtherapie wurden durch Honigkompressen ergänzt, die ein saures Milieu schaffen, so dass die Infektion eingedämmt werden konnte. So konnte das Schlimmste abgewendet werden. Eine Amputation des Fusses schwebte nämlich während der gesamten Behandlung wie ein Damoklesschwert über dem Patienten.
Die Behandlung wurde durch die Wohnsituation des Patienten beeinträchtigt. Während eines Umbaus wurden die Bewohner seines Wohnblocks angewiesen unhygienische und nur per Rampe zugängliche provisorische Badezimmer aufzusuchen – nicht eben ideal für einen gehbehinderten Patienten, der unter einer infizierten Fusswunde litt. Die Wunden brachen wieder auf. Die Mobilität des Patienten war stark eingeschränkt, und jede Bewegung benötigte viel Energie. Zudem wurde er zunehmend depressiv. Schliesslich musste der Patient hospitalisiert werden.
Für den behandelten Arzt und die Wundpflegerin war die Erhaltung des Fusses klar das wichtigste Ziel. Da durch Belastung die Wunden immer von Neuem aufbrachen, war ein Rollstuhl die einzige Lösung, die eine langfristige Verbesserung versprach. Dies klingt vielleicht paradox, aber durch den Rollstuhl hat sich die Mobilität des Patienten tatsächlich verbessert.
Nach Spitalaufenthalt, mehreren Operationen und Behandlung in der Wundbpraxis ist der Patient heute in einer Situation, wo er so glücklich ist, wie es seine Lebensumstände erlauben. Einmal pro Woche besucht er das Wundzentrum. Frau Jucker versorgt seine Wunden, unterstützt ihn, organisiert Finken, Socken und Filzpolster – kleine Hilfen, die aber oft einen grossen Unterschied machen. Dank des Rollstuhls kommt der Patient aus dem Haus und kann endlich wieder Freunde treffen. Und was für die Moral eines grossen YB-Fans noch viel wichtiger ist: er kann endlich wieder an die Matches seines Lieblingsvereins. Mit 14 Jahren, als die Young Boys vor 32 Jahren in Neuenburg Meister wurde, war er bereits im Stadion. Und 2019 konnte er nun auch endlich wieder an der Meisterfeier seines Verein dabei sein.